Fotografieprojekt von
Holger Dülken, Fotograf
Projektbeschreibung von Holger Dülken
2022 begann ich Künstlerinnen und Künstler, die in Magdeburg erlebbar waren, in meinem Fotostudio zu portraitieren.
Ich dachte dabei an Künstlerinnen und Künstler, die mich in den letzten 30 Jahren begleiteten, mir Ausgleich zu meinem Job und Inspiration für meine Fotografie waren.
Auch sollte es eine Danksagung für die Unermüdlichkeit und die Kreativität dieser Menschen sein, die mein Leben bereicherten und nicht wussten, wie sehr ich sie schätzte und brauchte.
Den Rahmen legte ich fest.
Alle Künstlerinnen und Künstler saßen in dem gleichen Arrangement in meinem Studio auf einem alten Laborstuhl und vor einer Tafel. Auf der Tafel sollten sie unterschreiben und sich dann für das Portrait auf dem Stuhl Platz nehmen.
Beginnen wollte ich mit Jochen P. Heite, nicht nur, weil er ein langjähriger Freund war. Er war auch der älteste Künstler in meinen privaten Kreisen, den ich kannte - damals war er 83 Jahre alt.
Enden sollte das Projekt mit einem jungen Künstler. Ob Mann oder Frau, aus welchem künstlerischen Fach und in welchem Alter, stand noch nicht fest.
Die Arbeiten für das Projekt begannen, beinahe 100 prozentig erhielt ich von den Künstlerinnen und Künstlern Zuspruch für meine Projektidee.
Die Treffen in meinem Studio wurden verabredet und pünktlich eingehalten. Wir saßen meist bei Kaffee und sprachen über die Dinge, die wir von einander wussten und kamen schnell dazu über den Werdegang, Gegenwartsgeschichten und Zukunftswünsche zu plaudern.
Ich begriff mehr und mehr, welchen Schatz ich dabei war zu heben und aus den vielen kleinen Maschen ein Netz zu knüpfen, das den Reichtum unserer Stadt zeigte.
Ich fragte und sie kamen. Bildhauer, Maler, Musiker, Kabarettisten, Literaten, Schauspieler, Zauberer, Tänzer, Sänger, viele weitere - männlich, weiblich, divers.
Nach etwa 30 Künstlerportraits, bekam ich großen Respekt vor dem eigenen Mut. Die Unterschriften auf meiner Tafel verloren sich. Der Zeitaufwand war enorm. Künstler finden und ansprechen, Projekt erklären, verabreden, treffen, nachbearbeiten hatte ich im Aufwand unterschätzt.
30 portraitierte Künstlerinnen und Künstler waren schon bei mir zu Gast. Die Tafel war trotzdem erst gering gefüllt. Wie viele Portraits und Unterschriften würde ich noch brauchen?
Inzwischen hatte das Projekt Eigenleben entwickelt. Künstler empfohlen Künstler. Künstler fragten nach, ob sie dabei sein dürften.
Nächstes Etappenziel: 60 Portraits.
Die Tafel füllte sich weiter mit Unterschriften. Neue künstlerische Fachgebiete kamen hinzu. Weitere spannende Menschen kamen in mein Studio. Manchmal gaben sich Künstlerinnen und Künstler bei mir die Klinke in die Hand.
Immer mehr war mein Studio ein Ort der Begegnung, ein Ort persönlicher Wertschätzung, ein Ort des Netzwerkens Magdeburger Künstler.
Die Resonanz war überwältigend. Die Aufgabe aber war noch immer nicht geschafft. Es war noch Platz auf der Tafel. Was konnte ich noch leisten? An welches künstlerische Fach musste noch gedacht werden?
Lust hatte ich noch. Die persönlichen Begegnungen bereicherten mein Leben. Aber auch die Verantwortung gegenüber denjenigen, die ich bereits portraitierte, dass aus dem Projekt etwas wird, das ihnen half sichtbar zu sein und sie stolz zu machen, wurde größer und größer.
Nächstes Etappenziel: 90 Portraits
Geschafft. Nach 2 Jahren schloss ich 2024 das Projekt ab. Die Tafel hatte sich gefüllt. 90 Unterschriften repräsentieren zwar nicht die künstlerische Vielfalt aller in Magdeburg anzutreffenden künstlerischen Engagements und gegenüber so vielen nicht portraitierten Künstlerinnen und Künstlern bleibt das Projekt auch ungerecht aber es ist doch ein Schritt diesen künstlerischen Reichtum der Stadt in Dankbarkeit zu zeigen.